Die nächste Revolution: AI und Content Marketing

Die nächste Generation: AI und Content Marketing

Im Jahr 1985 wurde DTP auf PCs und Macs möglich, PageMaker und Ventura Publisher krempelten die grafische Industrie um. Heute können wir uns die Arbeitsweise vor dieser Revolution kaum noch vorstellen. Ähnliches Potential bietet nun der Einsatz von AI.

von Olaf Wolff, Vorstandsvorsitzender des CMF

ChatGPT hat dabei die Rolle des prominenten Vorreiters übernommen. Nach der Anmeldung sind komplexe Dialoge mit dem Programm möglich, auch auf Deutsch. Auf Wunsch erstellt ChatGPT Texte, die sich zur weiteren Verwendung kopieren lassen. Je spezifischer die Vorgabe, desto besser das Ergebnis. Gut funktioniert das vor allem mit Sachtexten, Zusammenfassungen zu bestimmten Wissensgebieten und ähnlichen Aufgaben. Ein Dialog mit ChatGPT unterstützt auch die Ideenfindung und hilft dabei, komplexe Themen einzukreisen.

Von ChatGPT erstellte Artikel gewinnen aktuell keinen Wolf-Schneider-Gedächtnispreis, ersetzen auch kein individuell recherchiertes Feature, sind aber durchaus bereits heute im Content Marketing einsetzbar. Wer möchte, redigiert die Ergebnisse nach eigenen Vorstellungen oder verändert die Fragestellung leicht, um Texte zu optimieren. 

OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, erlaubt ausdrücklich die kommerzielle Nutzung. Dabei ist zu beachten, dass die Wissenbasis nur bis ins Jahr 2021 reicht, neueste Entwicklungen und Trends also nicht berücksichtigt werden. ChatGPT macht keine Angaben zu den verwendeten Quellen. Es ist also durchaus empfehlenswert, zentrale Sätze aus generierten Texten zu googeln, um nicht versehentlich Plagiate in die Netzwelt zu setzen. 

Erste Content-Anbieter bekennen sich öffentlich zu ihrem Engagement rund um AI „inspirierte“ Beiträge. Diese Ausdrucksweise wählte BuzzFeed, ehe ihr Aktienpreis nach längerer Durststrecke kräftig gestiegen ist. Investoren scheinen das Potential zu erkennen.

ChatGPT steht stellvertretend für eine Gruppe vergleichbarer, teilweise kommerzieller Angebote, die wir hier in den kommenden Wochen kurz vorstellen werden. Besonders bemerkenswert ist die Geschwindigkeit, mit der sich der Einsatz von AI seit Mitte 2022 entwickelt hat.

Bessere Zusammenarbeit dank AI

In der Ankündigung zum kostenpflichtigen Teams Premium hat Microsoft bereits einige weitergehende AI-Funktionen aufgenommen: So soll Teams automatisch Zusammenfassungen von Meetings generieren und Aufgabenlisten erstellen. Es ist nur wenig Fantasie erforderlich, um sich vorzustellen, dass AI-gestützte Tools vielfältige Aufgaben aus dem Projektmanagement übernehmen: Warum sollte Teams oder ein ähnliches Programm zukünftig nicht Termine selbstständig planen und an bevorstehende Meilensteine erinnern?

Doch nicht nur Texte können AI-gestützt erstellt werden, auch Bilder lassen sich generieren. Eine ganze Reihe von Tools übernimmt Aufgaben, die bisher Illustratoren oder Fotocomposern vorbehalten waren. Neben Startups setzen auch etablierte Anbieter auf AI: Shutterstock, vielen als Foto- und Bildanbieter bekannt, hat einen Vertrag mit OpenAI geschlossen und AI ins eigene „Creative Flow“ genannte Portfolio aufgenommen. 

Anlaufstellen für eigene Versuche sind z.B. Night Café oder Neural Love. Das Experimentieren lohnt sich: Manche Illustrationen lassen sich perfekt mit AI erstellen und viele Tools können vorhandene Motive als Vorlagen verwenden.

Was bedeutet die AI-Revolution für Agenturen und Auftraggeber?

Vor vier Jahren habe ich einem Kunden eine AI-gestützte Kampagnenplanung vorgeschlagen; Kommunikationsziele sollten in natürlicher Sprache eingegeben werden und das Tool sollte einen Maßnahmenplan mit allen nötigen Timings und Channels erstellen. Die kreative Arbeit wäre in der Agentur verblieben.

Heute ist klar, dass auch die Kreation, die Inhaltserstellung, durch AI unterstützt und sukzessive übernommen werden kann. Die Übergangsphase hat begonnen. Sie bietet Chancen in der Beratung und für First Mover, die kurzfristig „AI-Content“ in ihr Angebot aufnehmen. 

Das CMF wird diesen Themenkomplex in verschiedenen Formaten behandeln und weiter verfolgen. Am 28. Februar gibt es eine Lunch-Session dazu – exklusiv für CMF-Mitglieder.

Autor: Olaf Wolff, Vorstandsvorsitzender des CMF