Wann Content Marketer keinen Podcast brauchen – und wann doch
Viele Unternehmen wissen nicht genau, ob sie auch Podcasts produzieren sollten. Die Anzahl der Kommunikationskanäle in ihrem Content Marketing ist jetzt schon groß und sie fragen sich: Sollen wir einen weiteren Kanal mit Content füllen? Ist es ratsam, Podcasts zu produzieren, wenn wir in vielen bestehenden Kanälen noch nicht perfekt sind? Und wie viel zusätzlichen Aufwand kreieren wir mit welchem ROI?
Einer der entscheidenden Vorteile von Podcasts ist die persönliche Ansprache der User in einem Format mit Gestaltungsmöglichkeiten wie im Radio. Podcasts sind verglichen mit Video günstig herzustellen. Weil sie zeit- und ortsunabhängig genutzt werden können, sind Podcasts sehr beliebt. Die Zahlen der User und der Angebote steigen permanent. Nach der G+J Mobile 360° Studie 2019 hört fast die Hälfte der Deutschen Podcasts. Auf Spotify gibt es inzwischen mehr als 12.000 Podcasts in deutscher Sprache.
Wenn Sie sich fragen, ob ein Podcast als Teil Ihrer Content-Marketing-Strategie sinnvoll ist, gibt es ein paar Fragen zu klären.
1. Können Sie diese 7 Fragen beantworten?
Praktisch alle Podcasts folgen übergeordneten Themen. Alle Inhalte der verschiedenen Episoden weichen kaum vom Thema ab. Ein Sales-Podcast im B2B-Bereich, ein LinkedIn-Podcast oder ein Podcast zum Thema Storytelling bieten in manchen Episoden auch Seitenthemen an, die allerdings immer auf das Hauptthema einzahlen. Wenn Sie einen Podcast starten wollen, brauchen Sie Antworten auf diese Fragen:
- Was wollen Sie mit dem Podcast erreichen?
- Was ist das übergeordnete Thema des geplanten Podcasts?
- Welche Podcasts gibt es schon zu diesem Thema?
- Bedient Ihr Podcast eine noch nicht besetzte Nische?
- Gibt es tatsächlich ein Publikum für den geplanten Podcast?
- Sind Sie ein Experte auf diesem Gebiet?
- Haben Sie genug Themen, um wöchentliche, zweiwöchentliche oder monatliche Podcasts zu veröffentlichen?
Obwohl ich normalerweise nicht empfehle, vor dem Start der Content Produktion zu stark zu analysieren, sollten Sie vor dem Start Ihres Podcasts mindestens diese Fragen eindeutig beantworten können.
Tipp: Testen Sie Ihren Podcast einige Monate lang als Pilotprojekt, um zu überprüfen, ob Ihre Antworten auf die 7 Fragen richtig waren.
2. Haben Sie den passenden Host?
Nicht jeder Content Marketer ist ein Schriftsteller, selbst wenn er Copywriter ist. Nicht jeder ist ein Filmemacher, selbst wenn er perfekt Filme briefen kann. Und nicht jeder Content Marketer ist ein guter Speaker oder Podcast Host. Wir haben alle unsere eigenen, einzigartigen Stärken.
Podcast-Hosts müssen nicht unbedingt über Broadcast-Erfahrung verfügen oder als Radiomoderatoren gearbeitet haben. Podcast-Hosts müssen aber in der Lage sein, live zu sprechen. Sie sollten komplizierte Zusammenhänge einfach aufbereiten können und in der Lage sein ein Gespräch zu führen, wenn Sie Gäste im Podcast haben wollen.
Tipp: Nicht jede Stimme und Persönlichkeit passen zu Ihrem Produkt. Machen Sie ein Casting und entdecken Sie dabei vielleicht verborgene Talente.
3. Wollen Sie wirklich selbst produzieren?
Podcasts ohne Bearbeitung zu veröffentlichen ist ein Angriff auf die Ohren und Gehirne der Zuhörer. Schlechte Qualität kann das Produkt oder sogar die Marke beschädigen. Die Zeiten, in denen man sich vor das Notebook-Mikrofon setzte und drauflos plauderte, sind lange vorbei.
Wenn Sie sich entscheiden, die Produktion inhouse durchzuführen, planen Sie unbedingt Testzeiten ein. Schnitt, Tonbearbeitung, Produktion eines Intros und die Musikauswahl sind Themen, die Sie immer wieder verbessern sollten, bis Sie zum ersten Mal einen Podcast veröffentlichen.
Einige “Mmmhhh”s und “Äh”s sind von Zeit zu Zeit in Ordnung und geben Ihrem Podcast die notwendige Authentizität. Allerdings nur, wenn sie keine schlechte Angewohnheit sind.
Tipp: Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie die Technik in den Griff bekommen und vernünftige Audio-Qualität liefern können, holen Sie sich Hilfe bei Dienstleistern. Das zahlt sich am Ende aus.
4. Welche Podcast-Technologie muss ich kaufen?
Das Angebot an Tools für die Produktion von Podcasts ist fast unüberschaubar. Für eine Pilotphase könnten kostenlose Tools reichen (Bsp.: Anchor https://anchor.fm/) . Entscheidend ist, nicht zu viel Zeit mit der Auswahl der Software zu verbringen, sondern zu probieren.
Tipp: Ich habe Podcasts mit meinem Smartphone aufgezeichnet. Mein Gast und ich saßen nebeneinander, es war keine große Sache und es klang gut genug für unser spannendes Thema. Manchmal schlägt der Inhalt die technische Qualität. Aber nur manchmal!
5. Wie erreichen Sie Ihr Publikum?
Ist ein Podcast wirklich der beste Weg, ihre Zielgruppe zu erreichen? Denn das muss das Ziel sein: Mit dem Podcast einer definierten Zielgruppe, über einen langen Zeitraum hinweg, relevanten Content zu liefern, der diese Zielgruppe zum Handeln bringt.
Und selbst wenn Sie zu dem Schluß kommen, dass Ihr Podcast der richtige Weg ist, Ihre Zielgruppe zu erreichen, brauchen Sie Antworten auf diese Fragen:
- Wie erfährt meine Zielgruppe von der Existenz des Podcasts?
- Wie bringe ich sie dazu, den Podcast anzuhören?
- Wie gewinne ich Abonnenten?
Tipp: Don’t overthink it! Manchmal reicht eine fundierte Vermutung, um in die Pilotphase zu gehen.
6. Wer übernimmt Distribution und Promotion?
Genau wie Blog-Beiträge müssen Podcasts über verschiedene Netzwerke promotet werden. Jemand in Ihrer Organisation muss diese Aufgaben übernehmen. Wollen Sie nicht auf organische Reichweite hoffen, ist ein Werbebudget dringend notwendig.
Tipp: Wieviel Budget haben Sie für die Promotion Ihres Podcasts? Reicht das Geld für die Content-Marketing-Regel 1:5 (1 Euro Produktion, 5 Euro Promotion)?
7. Was muss ich tun, um Gast in Podcasts zu sein?
Viele Podcasts liefern eine ausgezeichnete Tonqualität für den Gastgeber, der Gast selbst klingt dagegen, als würde er in einer Blechbüchse sitzen.
Auch wenn Sie oder Ihre Mitarbeiter als Gäste in Podcasts auftreten besteht die Gefahr, dass Sie sich oder ihre Marke mit einer schlechten Tonqualität beschädigen. Dazu kommt, dass Sie den Zuhörern Ihr Thema und Ihre Botschaften vermitteln wollen. Können Sie es sich leisten, dabei auf gute Tonqualität zu verzichten? Selbst wenn Sie neu sind in der Podcast-Welt, können Sie mit ein paar Kniffen nur über Ihr Telefon eine gute Qualität hinbekommen.
Tipp:
- Laden Sie die App, die der Gastgeber verwenden möchte, auf Ihr Telefon herunter.
- Verwenden Sie die Kopfhörer und das eingebaute Mikrofon Ihres Smartphones.
- Nutzen Sie das Setup fürs Telefonieren.
- Stellen Sie sicher, dass Ihr Telefon genug Strom für ein längeres Gespräch hat.
Viele Podcast-Gäste nehmen gerne mit einem guten Podcast-Mikrofon über Ihre Computer am Podcast teil. Dabei ist die Tonqualität natürlich noch besser.
Tipp: Es gibt viele gute Mikrofone für rund 100 Euro. Mehr müssen Sie zunächst nicht ausgeben. Gute Ergebnisse erzielen Sie zum Beispiel mit dem Yeti Nano von Blue (https://www.blue-designs.de).
Fazit
Das Starten eines Podcasts kann eine gute Möglichkeit sein, sich vom Wettbewerb abzuheben. Finden Sie ein Thema, das an keiner anderen Stelle in der Podcasting-Welt behandelt wird. Dann ist eine Voraussetzung für Ihren Erfolg erfüllt. Beantworten Sie die 7 Fragen und dann können Sie sicher für sich entscheiden, ob Sie als Content Marketer einen Podcast brauchen oder nicht.